Psiloceras naumanni ist leicht zu bestimmen und bildet zusammen mit Caloceras johnstoni einen charakteristischen Ammonitenhorizont. Beide Arten sind recht großwüchsig mit durchschnittlich 100mm im Durchmesser, Psiloceras naumanni ist dabei auffallend häufig. Meistens sind nur zwei besonders ammonitenreiche Horizonte unter der sog. „marmoreum-Kruste“ ausgebildet: der mit Psiloceras calliphyllum, darüber der mit Psiloceras naumanni. Manche Autoren nennen den naumanni- Horizont an der klassischen Fundstelle Fonsjoch ein „Ammonitenpflaster“, weil dort besonders viele Exemplare gefunden wurden.
Bei Psiloceras naumanni ist an den meisten Aufschlüssen im Karwendelgebirge oft nur die Wohnkammer erhalten, der gekammerte Teil ist mehr oder weniger zusammengedrückt und nicht selten nur papierdünn überliefert. Die sowieso nur sehr dünne Art ist also zwar häufig, landet dann aber doch nicht so oft Zuhause in der Vitrine.
Im Oktober fanden sich in einem Aufschlussbereich beim Zerklopfen der interessanten Hettangium-Bank unerwartet ein paar körperlich erhaltene Psiloceras naumanni, wovon ich eines retten konnte. Gleich daneben kam dann ein ebenso gut erhaltenes Caloceras johnstoni zum Vorschein.
Bei der letzten Exkursion in diesem Jahr dann war ich also gewarnt und versuchte den nächst angrenzenden, mühsam herausgehebelten Block bei diesem Horizont gezielt zu spalten. Der liegt hier ziemlich in der Mitte der Bank, die unten das calliphyllum-Lager enthält und am Top von der marmoreum-Kruste begrenzt wird. Gute Psiloceras calliphyllum aus der Basis sind genauso zu erwarten wie Ammoniten aus der megastoma-Zone knapp unter der Kruste. Und mittig Psiloceras naumanni! Man kann also alles Mögliche kaputt hauen beim Zerlegen der Bank.
Um es kurz zu machen: der Block spaltete sehr gut entlang des naumanni-Horizonts. Ein Hauptgrund war, dass ein sensationell großes Exemplar drinnen verborgen war! Gehäuse bis 15 oder auch mal 20cm kommen immer mal wieder selten vor, aber Riesen mit fast 30cm habe ich erst zweimal als Windungsreste gesehen! Da ist man erst mal sprachlos nach so einem „lucky split“.
Ohne lange Überlegen zu müssen habe ich einfach alle Teile zusammengepackt und auch bald mit der Präparation begonnen. Es zeigte sich, dass das sehr große Exemplar über zwei „normalgroßen“ abgelagert wurde. Die Präparation erfolgte von der Unterseite. Neben Psiloceras naumanni ist noch aus dem mittleren Hettangium ein Discamphiceras calcimontanum auf der Stufe vorhanden. Um das Objekt nicht zu gefährden, wurde nicht nach weiteren Ammoniten auf der Rückseite gesucht. Das kann man ja immer noch mal machen.
Die beiden Ps. naumanni die auf (bzw. unter) dem Riesen abgelagert wurden sind abnehmbar. Den Ausnahmeammoniten darf man nicht dauerhaft verdecken.